Lernen mit ADHS: Warum traditionelle Methoden oft scheitern – und was wirklich hilft

Viele Menschen mit ADHS haben Schwierigkeiten, mit klassischen Lernmethoden zurechtzukommen. Lange Sitzzeiten, starre Strukturen und monotone Aufgaben sind oft wenig hilfreich und führen schnell zu Frustration. Doch mit den richtigen Ansätzen kann Lernen nicht nur effektiver, sondern auch angenehmer gestaltet werden. Drei zentrale Aspekte sind hierbei: Rhythmisierung, der Umgang mit Langeweile und Interesse sowie die Förderung der Exekutivfunktionen (FEX).

Rhythmisierung – Lernen in natürlichen Wellen

ADHS-Betroffene profitieren stark von einem klaren Rhythmus, der Aktivität und Erholung sinnvoll kombiniert. Statt stundenlang an einer Aufgabe zu sitzen, helfen Lernblöcke, die in feste Zeitabschnitte mit Pausen unterteilt sind. Eine bewährte Methode ist beispielsweise die Pomodoro-Technik: 25 Minuten fokussiertes Arbeiten, gefolgt von einer kurzen Pause.

Auch körperliche Bewegung spielt eine wichtige Rolle. Kleine Sporteinheiten, ein Spaziergang oder einfache Dehnübungen zwischen den Lerneinheiten können helfen, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Musik mit gleichmäßigem Takt oder binaurale Beats können zusätzlich unterstützen, indem sie eine beruhigende oder aktivierende Wirkung haben.

Langeweile und Interesse – zwei Gegensätze mit Potenzial

Langeweile ist für Menschen mit ADHS besonders herausfordernd. Wenn eine Aufgabe zu monoton ist, wird sie oft aufgeschoben oder nur mit äußerstem Widerwillen bearbeitet. Hier hilft es, das Interesse aktiv zu steigern.

Dafür gibt es verschiedene Strategien:

  • Gamification: Punkte sammeln, Levels aufsteigen oder kleine Belohnungen nach einer abgeschlossenen Aufgabe erhöhen die Motivation.

  • Persönlicher Bezug: Inhalte mit eigenen Interessen verknüpfen, z. B. Mathematikaufgaben mit dem Lieblingssport oder Geschichte durch Storytelling erlebbar machen.

  • Wechsel der Perspektive: Eine Aufgabe als Herausforderung oder Experiment sehen, statt als Pflicht.

Auch die Lernumgebung spielt eine Rolle. Wer sich bewusst einen inspirierenden Lernort schafft, kann selbst langweilige Aufgaben ansprechender gestalten.

FEX – Exekutive Funktionen gezielt stärken

Die Exekutivfunktionen steuern unser Arbeitsgedächtnis, die Impulskontrolle und die kognitive Flexibilität – genau die Bereiche, in denen Menschen mit ADHS oft Schwierigkeiten haben. Diese Fähigkeiten lassen sich jedoch trainieren:

  • Planung und Strukturierung: Visuelle To-do-Listen, Zeitpläne und Apps zur Aufgabenorganisation helfen, den Überblick zu behalten.

  • Impulse kontrollieren: Methoden wie das bewusste Innehalten („Stop & Think“), Atemübungen oder Bewegungspausen unterstützen die Selbstregulation.

  • Flexibilität fördern: Wer flexibel zwischen Aufgaben wechseln kann, bleibt motivierter. Unterschiedliche Lernformate wie Videos, Podcasts oder Mindmaps bieten Abwechslung und erleichtern das Lernen.

Fazit

Menschen mit ADHS lernen anders – und das ist völlig in Ordnung. Mit Rhythmisierung, Interesse-gesteuertem Lernen und gezielter FEX-Förderung kann das Lernen effektiver und angenehmer gestaltet werden. Entscheidend ist, die individuellen Stärken zu nutzen und das Lernumfeld so anzupassen, dass es zur eigenen Arbeitsweise passt. Denn Lernen kann auch Spaß machen – wenn die richtigen Methoden zum Einsatz kommen.

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Impulskontrolle und Achtsamkeit: Strategien für ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen

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Ernährung und Gehirnentwicklung