ADHS, ASS und Selbstwert: Zwischen Herausforderungen und Selbstakzeptanz
Der Selbstwert eines Menschen entwickelt sich aus Erfahrungen, Rückmeldungen aus der Umwelt und dem eigenen Umgang mit Herausforderungen. Besonders Menschen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und ASS (Autismus-Spektrum-Störung) stehen hier oft vor besonderen Schwierigkeiten. Ständige Missverständnisse, das Gefühl des Andersseins und herausfordernde soziale Interaktionen können das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen. Doch es gibt Wege, um das eigene Selbstbild zu stärken und zu einem positiven Selbstwertgefühl zu finden.
Warum haben Menschen mit ADHS und ASS oft ein geringes Selbstwertgefühl?
Viele Menschen mit ADHS und ASS erleben von klein auf, dass sie nicht den Erwartungen der Gesellschaft entsprechen. Sie werden häufiger korrigiert, bekommen negatives Feedback oder haben das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
Fehlende Anerkennung von Stärken: Oft stehen Defizite im Fokus – Unkonzentriertheit, Impulsivität oder Schwierigkeiten mit sozialen Interaktionen. Dabei werden Stärken wie Kreativität, außergewöhnliche Problemlösefähigkeiten oder intensive Interessen übersehen.
Soziale Schwierigkeiten: Besonders Menschen mit ASS haben es schwer, soziale Regeln intuitiv zu erfassen, was zu Ablehnung oder Ausgrenzung führen kann. Menschen mit ADHS handeln oft impulsiv, was ebenfalls zu Konflikten führen kann.
Schulische und berufliche Herausforderungen: Schwierigkeiten mit Struktur, Konzentration und sozialer Interaktion führen oft zu Frustration in Schule oder Beruf – was das Selbstwertgefühl nachhaltig belasten kann.
Vergleiche mit neurotypischen Menschen: Viele Betroffene erleben das Gefühl, „nicht richtig zu sein“ oder nicht mithalten zu können. Dies kann zu einem negativen Selbstbild führen.
Strategien zur Stärkung des Selbstwertgefühls
1. Selbstwahrnehmung und Akzeptanz fördern
Ein erster Schritt ist, sich selbst mit den eigenen Stärken und Schwächen anzunehmen. Statt sich auf Defizite zu konzentrieren, hilft es, die eigenen positiven Eigenschaften bewusst wahrzunehmen.
Tagebuch führen: Positive Erlebnisse und Erfolge schriftlich festhalten, um sie sich immer wieder vor Augen zu führen.
Bewusst mit sich selbst sprechen: Negative Gedankenmuster erkennen und in eine wohlwollendere Sprache umwandeln („Ich bin nicht unfähig, ich brauche nur eine andere Herangehensweise“).
2. Individuelle Stärken erkennen und nutzen
Jeder Mensch hat Talente und Interessen – auch wenn sie manchmal nicht den klassischen Erwartungen entsprechen.
Welche Situationen machen Freude?
Wann fühlt man sich besonders kompetent?
Welche Tätigkeiten fallen leicht oder sind besonders spannend? Sich bewusst mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, kann helfen, ein positiveres Selbstbild zu entwickeln.
3. Ein unterstützendes Umfeld schaffen
Ein unterstützendes soziales Umfeld ist essenziell. Menschen, die Verständnis zeigen, positive Rückmeldungen geben und die individuellen Stärken wertschätzen, können einen enormen Unterschied machen.
Austausch mit anderen Betroffenen (z. B. in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren).
Ehrliche Gespräche mit Freunden oder Familie über eigene Herausforderungen und Bedürfnisse.
4. Erfolgserlebnisse ermöglichen
Kleine Erfolge im Alltag stärken das Selbstwertgefühl. Wichtig ist, realistische Ziele zu setzen und sich selbst nicht zu überfordern.
Aufgaben in kleine, machbare Schritte unterteilen.
Erfolge bewusst feiern – auch kleine Fortschritte sind wertvoll!
5. Achtsamkeit und Selbstfürsorge etablieren
Achtsamkeit kann helfen, sich weniger von negativen Gedanken überrollen zu lassen und einen liebevolleren Umgang mit sich selbst zu entwickeln.
Atemübungen oder Meditation zur Selbstregulation.
Sich Pausen gönnen und bewusst Dinge tun, die guttun.
Lernen, sich selbst Fehler zu verzeihen – niemand ist perfekt!
Fazit
Ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, ist für Menschen mit ADHS und ASS oft eine besondere Herausforderung, aber keineswegs unmöglich. Durch bewusste Selbstwahrnehmung, das Erkennen und Nutzen eigener Stärken, ein unterstützendes Umfeld und gezielte Selbstfürsorge kann das Selbstwertgefühl nachhaltig gestärkt werden. Der wichtigste Schritt dabei: Sich selbst mit all seinen Facetten annehmen und wertschätzen – denn jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll.